Die Liebhaberinnen von Elfriede Jelinek ist unsere neue Deutschlektüre. Schon beim ersten Hineinschauen wünschte ich mir Effi Briest zurück 😉
Dieses Buch ist vollkommen klein geschrieben. Wirklich alles – bis auf einzelne Wörter hin und wieder, die dann aus lauter Großbuchstaben bestehen.
Ich: „Dann schreibe ich meine nächste Klausur jetzt auch so!“
Frau Neon: „Also… Selbst Frau Jelinek ist inzwischen ja auch wieder davon ab…“
Ich: „Na und, dann habe ich eben eine frühjelinek’sche Phase!“
Aber das würde ich ja eh nicht hinbekommen, da sperrt sich mein Gehirn wohl gegen. Ich krieg‘ das konsequente Kleinschreiben ja noch nicht einmal in SMS hin 😉
Vom Inhalt her ist das Buch auch merkwürdig. Lassen wir doch einige meiner MitschülerInnen zu Wort kommen…
Timon: „Das ist krank!“
Nina: „Ich hab‘ mal gezählt, wie oft das Wort Heinz auf den ersten Seiten vorkommt… eindeutig zu oft!“
Frau Neon selbst meinte widersprüchlicherweise, dass sie sich selbst auch durch das Buch gequält hätte, uns aber nicht quälen wolle. Auf die logische Nachfrage meinerseits blieb sie mir eine schlüssige Erklärung schuldig.
Vor unserer Projektprüfung (vorletzte Woche, ihr erinnert euch vielleicht 😉 ) haben Nina und ich uns gegenseitig aus dem Buch vorgelesen und uns darüber lustig gemacht damit auseinander gesetzt. Als Frau Neon dann hereinkam und Nina ihr das erzählte, meinte sie nur: „Ach, es freut mich, dass ihr so gute Laune habt, obwohl ihr gerade „Die Liebhaberinnen“ gelesen habt.“
Das sagt doch viel, oder? 😉
In der letzten Deutschstunde sollten wir uns schließlich dazu äußern, wie wir das Buch denn fanden. Ehrlich.
Mein Statement begann mit den Worten: „Als ich das Buch bekommen habe und einen Blick hineingeworfen habe, dachte ich nur: Das ist doch nicht normal! Irgendwann, nachdem ich’s die ganze Zeit vor mir hergeschoben habe, habe ich’s dann wirklich gelesen… Und dann fand ich es nich sooo schlecht. Was die anderen angemerkt haben, dass die ganze Zeit Heinz erwähnt wird, Heinz hier, Heinz da, das ist mir natürlich auch aufgefallen – und erinnerte mich sehr an Twilight.“
Hier wurde ich von Frau Neon unterbrochen.
„An was?“
„An Twilight.“
„Wie bitte?!“
„Ja… Twilight, das mit „Edward ist ja so perfekt.“…“
„Was?“
„Ähm… Bis(s) zum Morgengrauen und so…“
Der restliche Kurs guckte Frau Neon schon sehr verwirrt an, ich auch.
„Oh, da habe ich wohl eine Bildungslücke.“, meinte sie dann.
Ich fand’s unglaublich. Da kommt man in den letzten Jahren eigentlich nicht an Twilight vorbei, wird von Edward-Jüngerinnen genervt („Edward ist mein Gott und Twilight meine Bibel!“), die nicht mehr ohne ein Twilight-Buch aus dem Haus gehen (ernsthaft!) und dann sagt diese Lehrerin locker-flockig, dass sie davon noch nie etwas gehört hat.
Wie kann das sein?